Lettland kann sich mit mehreren Tausend Holzgebäuden und -Bauten rühmen, von ländlichen Einzelhöfen bis hin zu Holzhäusern in den Straßen von Riga. Heutzutage ist die Holzarchitektur nicht nur ein bedeutender Teil des historischen Nachlasses, sondern auch das Milieu, in dem sich die zeitgenössische Kultur entfaltete.
Die Holzarchitektur von Riga im Laufe der Jahrhunderte
Holzbebauungen findet man in der Umgebung von Grīziņkalns, Sarkandaugava und Ķīpsala sowie in der Maskava Vorstadt, doch als Zentrum der Rigaer Holzarchitektur gilt Pārdaugava beziehungsweise der Stadtteil, der am linken Ufer der Daugava liegt, wo im 17.Jahrhundert die Holzbebauung in der Umgebung von Āgenskalns begann.
In den durch Krieg und Unruhen zerrütteten Zeiten wurden die Holzhäuser im Notfall niedergebrannt, um auf diese Weise die Stadt vor Angreifern zu schützen.
Im 18.Jahrhundert, als es endlich Frieden gab, wurden in Pārdaugava wieder prachtvolle Holzgebäude und prunkvolle Landgüter gebaut, das Leben in den kleinen Fischerdörfern an der Daugava wurden wieder rege und hier entstand die Straßenbebauung, die bis jetzt für diesen Teil von Riga typisch ist.
Im Gegensatz zu anderen europäischen Hauptstädten hat sich die Holzarchitektur in Riga sogar bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges weiterentwickelt. Vor ungefähr hundert Jahren gab es in Riga um 12 000 Holzgebäude, bis heute sind etwa 4000 Häuser und Bauten erhalten geblieben, wovon die ältesten Ende des 18.Jahrhunderts gebaut sind.
Holzarchitektur in Riga heutzutage:
- Kalnciems- Viertel in Āgenskalns – ein bedeutendes Zentrum kreativer Kultur in Riga, wo über das ganze Jahr Freilichtkonzerte, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Veranstaltungen für Familien mit Kindern ausgetragen werden. Auch die Märkte der örtlichen Hand- und Heimwerker im Kalnciems-Viertel sind sehr beliebt geworden.
- Das „hölzerne Riga” in Grīziņkalns – im Zentrum für die Renovierung der Holzhäuser werden regelmäßig Ausstellungen, kreative Workshops und Seminare organisiert. In dem ehemaligen Arbeiterviertel sind sowohl viele fast verfallene, als auch frisch renovierte zweistöckige Wohnhäuser aus Holz zu sehen.
- Holzarchitektur der Ķīpsala – im Laufe der Jahrhunderte ist Ķīpsala von einer Fischerinsel zu einem prachtvollen Wohnviertel geworden. In der Architektur von Ķīpsala herrscht der Eklektizismus, denn schön restaurierte Holzhäuser und große, moderne Bauten lösen einander ab.
- Die Holzkirchen der Maskava Vorstadt. Die Rigaer evangelisch-lutherische Jesuskirche mit ihrem 37 Meter hohen Turm ist eins der größten Holzgebäude Lettlands. Nicht weit von dieser Kirche in einem kleinen Holzgebäude sind noch zwei orthodoxe Gotteshäuser untergebracht – die Maria-Verkündungs-Kirche und St. Nikolaus, die Wundertäter-Kirche, in deren schlichtem Interieur eine sehr prunkvolle Bilderwand mit Heiligen zu sehen ist.
Einzelhöfe – der Schatz der lettischen Kultur
Einzelhöfe sind einzeln stehende Bauernwirtschaften, die als Wiege des Lettentums und Schatztruhen der traditionellen Kultur gelten. Traditionell wurden Bauernhäuser aus Holz gebaut, das Dach wurde mit Stroh, Brettern, Schindeln oder Schilf gedeckt. Jetzt sind viele Bauernhöfe zu Besichtigungsobjekten geworden.
- Das Ethnographische Freilichtmuseum Lettlands – eines der ältesten und größten Freilichtmuseen Europas, das nur eine halbe Stunde Fahrt vom Rigaer Stadtzentrum entfernt liegt.
- Das Dorf der Altgläubigen in Slutišķi – ein Beispiel für die im östlichen Teil Lettlands typische Dorfbebauung, die historisch so entstanden ist, weil sich mehrere Bauernhöfe dicht nebeneinander befanden. In diesem Dorf sind einzigartige Gegenstände der geistigen- und Haushaltskultur der lettgallischen Altgläubigen zu finden.
Holzarchitektur in Lettland
- Die historische Landschaft des Kurorts Jūrmala, die von den im 19.Jahrhundert und zu Beginn des 20.Jahrhunderts entstandenen Holzgebäuden geprägt ist, wovon der größte Teil als Sommerhäuser gebaut wurde. Typisch für diese Häuser sind im Holz geschnitzte Verzierungen, womit Fenster, Fassaden und Dachgiebel geschmückt sind.
- Das Landgut Ungurmuiža – ein Holzgebäudeensemble des 18.Jahrhunderts, das die einzigen Barockholzgebäude Lettlands mit vielen einzigartigen Wandbemalungen sind. Nach der Restaurierung dient das Landgut als Museum und Gästehaus. Einmal im Jahr wird hier das Fest der Opernmusik veranstaltet, an dem Stars der Nationaloper Lettlands teilnehmen.
- Der archäologische Museumspark Āraiši – eine befestigte Siedlung aus dem 9.-10.Jahrhundert ist die einzige Rekonstruktion einer Seeburg in Europa. Der Museumspark liegt in einer gut erhaltenen, kulturhistorischen Landschaft, die einen einzigartigen Kontrast zur modernen urbanen Umwelt schafft.